Zurück zum ICH, weg mit der dritten Person

Sigmund Freud 1926, Foto von Ferdinand Schmutzer (1870–1928)

Das Kind ist jetzt fast 2,5 Jahre alt und spricht von sich in der ich-Form, Zeit dass ich auch langsam wieder damit anfange normal von mir und nicht von einer dritten Person – dem Papa – zu reden.

Eltern kennen das (hoffentlich). Sobald man mit dem Kind redet spricht man nicht mehr von „mir“ und „ich“ sondern nur noch von „Mama“ oder „Papa“… Also „Mama geht jetzt zur Arbeit“ oder „Papa muss jetzt Essen machen“. Mir zumindest ging das so. Und es war keine bewusste Entscheidung. Ich habe mich nicht vorher belesen oder es wurde mir auch nicht gesagt das man so mit Kinder reden soll. Das war ganz und gar unbewusst.

Ich kann mir nur vorstellen, dass Eltern so reden, weil man möchte das das Kind einen selbst möglichst schnell mit Mama oder Papa betitelt. Fachlich wird diese Art zu reden Illeismus genannt – wenn das schon einen Fachnamen hat, dann werde ich wohl doch nicht alleine damit sein. In dem Wikipedia Artikel dazu steht.

Kinder vor dem zweiten Geburtstag können sich noch nicht als eigenständige Person wahrnehmen, daher reden Eltern oft in der dritten Person mit ihnen […].

Also ist das doch etwas gutes? Ich bin mir unschlüssig. Zum einen wusste ich davon nichts als ich anfing in der dritten Person über mich zu reden zum anderen finde ich es eigenartig, nur weil das Kind nicht versteht das es eine eigenständige Person ist selbst die Art zu reden zu verändern.

Ich will wieder ich, sein und nicht mehr in der dritten Person von mir reden.

Nach 2,5 Jahren denke ich, es ist nun wieder Zeit mein ich wieder zu entdecken. Erst seit dem ich aktiv darauf achte, fällt mir auf, wie oft ich Sätze wie „Gib das mal bitte dem Papa“ von mir gebe. Aber was man sich in zwei Jahren angewöhnt hat, wird man nicht so einfach los. Es ist jetzt auch nicht so, das mich „Luke“ nicht versteht, wenn ich ihn bitte mir etwas zu geben. Er kann das schon ganz gut auseinander halten.

Sebastian hofft, er wird das schnell wieder los.
Zum Glück rede ich so nicht mit anderen.

Fotonachweis: Sigmund Freud 1926, Foto von Ferdinand Schmutzer (1870–1928) – Public Domain/gemeinfrei

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Sebastian kommt aus Berlin, arbeitet am Kunden bei einem Enterprise Webhoster, ist verheiratet und seit 2013 Vater eines Sohnes. Auch wenn er noch ganz knapp aus der Generation ohne Internet stammt, spielt sich sein Leben fast komplett digital ab. Seine große Begeisterung ist das Reisen, am besten in große Städte in denen viel los ist.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Sebastian,
    genau über dieses Phänomen habe ich die Tage nachgedacht, weil ein Bekannter sagte, dass er das bei Eltern so peinlich findet, wenn sie in der 3. Person von sich sprechen mit ihren Kleinkindern. Aber bei mir ist es genau wie bei dir gewesen – ich hab ganz automatisch angefangen, gegenüber meiner Tochter nicht mehr „ich“ sondern „der Papa“ zu sagen. Und ich empfinde es als so natürlich, dass ich auch keine Lust habe, zu versuchen es wieder abzustellen. Aber wer weiß, vielleicht denke ich ja in einem Jahr auch anders (meine Tochter ist anderthalb).
    Viele Grüße
    Alexander

  2. Komisch, ich hab das genauso intuitiv nie gemacht, ich habe immer mit meinen Kindern gesprochen wie mit anderen Menschen auch. Mit dem Effekt, dass meine Kinder ICH gesagt haben, sobald sie reden konnten, also mit ca 1,5 Jahren. Kinder lernen ja durch Vorbild und Nachahmung, wieso sollte ich mir dann eine Baby-Sprech zulegen?
    Mir kommt diese 3.-Person-Ding so fremd vor, dass mit bei einer Frau, die am Spielplatz ihrem 5 (!) Jährigen sagte „gib das mal der Mama“ rausrutschte: „Ach Sie sind gar nicht die Mutter?“. Ok, nächstes Mal halte ich die Klappe 😉

  3. Pingback: @Elternhandbuch

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