
Am Wochenende fand (unter anderem) in Berlin die 39. Fahrradsternfahrt in Berlin statt. Es war das erste Jahr, an dem wir daran teilgenommen haben, dieses Mal noch ohne Kind.
Für alle, denen „Sternfahrt“ nichts sagt, eine kurze Einführung:
Einmal im Jahr findet in Berlin (aber auch in anderen deutschen Städten) die Fahrradsternfahrt (kurz Sternfahrt) statt. Dieses Jahr gab es in Berlin 19 Routen und 90 Treffpunkte, die alle am großen Stern in Berlin endeten. Unter anderem gibt es auch eine Tour, die bereits am Samstag um 22:30 in Szczecin (Polen) startete und die Nacht durchging. Dieses Jahr stand die Sternfahrt, die auch gleichzeitig ein Protest für das Radfahren ist, unter dem Motto „Fahrradstadt Berlin – jetzt!“. Organisiert wird die Sternfahrt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Wir starten am Ostbahnhof Berlin. Und es war wirklich beeindruckend, wenn auf einmal so viele Radfahrer in einer Horde an einem vorbei fährt und man sich dieser Gruppe anschließt. Die (teilweise durch die Polizei, teils durch ADFC Ordner) abgesperrteStrecke ging dann weiter zum Kottbusser Tor. Dort traf sich unsere Gruppe mit weiteren hunderten Radfahrenden einer anderen Strecke. Gemeinsam ging es in einer immer weiter wachsenden Gruppe vorbei am Hermannplatz.

Sternfahrt 2015 – unsere Strecke; Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL; Strecke stammt von Runtastic
Weiter ging es zur Grenzallee um von dort auf das (persönliche) Highlight der Strecke zu kommen. Auf die gesperrte A100 und den Tunnel „Ortsteil Britz“. Auch wenn wir etwa 45 Minuten warten mussten, eh wir überhaupt auf die Autobahn konnten, war die Fahrt über die vollständig für den Radverkehr gesperrte Autobahn genial.
Wie man sehen kann, hatten wir viel Spaß. Es war wirklich super gemeinsam mit so vielen Fahrradfahrenden durch den Tunnel zu fahren und die breite Autobahn ganz für uns zu haben.
Verständlicherweise hatten nicht alle Spaß an einer Vollsperrung der Autobahn. Besonders einer beklagte sich bei Twitter (1 & 2) darüber und bekam (siehe Antworten) gleich einiges an Wiederspruch.
Nach der Autobahn, die im übrigens ein klasse Fahrradweg wäre – klasse Untergrund und sehr breit – ging es durch die Stadt weiter zum Zoo Berlin. Und dann auf der Zielgeraden zum großen Stern. Dort trafen sich alle Radfahrende. Wir drehten auch eine extra Runde um die Siegessäule und wollten dann noch zum angrenzenden Umweltfestival am Brandenburger Tor. Leider waren dort keine Fahrräder gestattet (!). Wir hatten keine Lust unsere Räder anzuschließen und machten uns dann direkt auf den Heimweg.
Die Sternfahrt war aber ein Riesenspaß. Durch gesperrte Straßen zu fahren, die gesamte Straße nutzen zu können und nur entspannte Menschen (außer die in den Autos) um einen herum.
Die Sternfahrt ist aber nicht nur eine Gelegenheit gemütlich durch die Stadt zu fahren. Sie ist auch ein Zeichen dafür, dass Städte (Berlin ganz besonders) mehr für ihre Radfahrenden machen muss. Es gibt viel zu viele Straßen die für Radfahrende gefährlich sind – besonders Kreuzungen/Ampeln. Wenn es Radwege gibt, sind diese meist in einem schlechten Zustand, ungepflegt (Stichwort Büsche und Bäume), zu schmal oder werden gerne von irgendwelchen Dingen (wie Autos) zugestellt. Schutzstreifen auf Straßen werden von Autofahrern als Haltestreifen angesehen und noch vieles mehr. All diese Probleme haben Radfahrende (in Berlin) jeden Tag. Empfehlen kann ich euch dazu (unter anderem) diesen Artikel. Gleichzeitig benötigt es aber auch ein Umdenken in den Köpfen der Autofahrenden und aber auch den Radfahrenden. Es ist kein Krieg auf den Straßen!
Wir werden nächstes Jahr versuchen wieder dabei zu sein. Dann wohl auch mit Kind. Denn wie man an den 120.000 Teilnehmenden gesehen hat. Radfahren ist für jede Altersgruppe etwas. Und (für alle Eltern interessant) es gibt eine extra Kinderroute. Dieses Jahr startete sie Jannowitzbrücke.

Sternfahrt 2015 – Kinderroute; Quelle ADFC