Ride of Silence: In Gedenken an gestorbene RadfahrerInnen

Ride of silence

Zum zweiten mal fand dieses Jahr der Ride of Silence in Berlin stat, mein erstes mal, dass ich dabei war.
Der Ride of Silence ist eine Gedenkfahrt für alle im Verkehr gestorbenen RadfahrerInnen. Ziel ist es darauf aufmerksam zu machen, welche Gefahren noch immer für Radfahrende bestehen. Seien es auf Grund von mangelnder Infrastruktur (fehlende oder mangelhafte Radwege), unaufmerksamen anderen Verkehrsteilnehmern (Auto-, LKW- oder andere Radfahrende) oder aus anderen Gründen. Bereits seit 2003 gibt es diese Fahrt (offizielle Webseite [en]) in den USA. Damals noch durch reine Mund zu Mund Verbreitung gibt es jetzt schon eine beachtliche Medienaufmerksamkeit im Vorfeld.

Der Ride of Silence gedenken wir den sieben verstorbenen allein dieses Jahr (bis jetzt)

Im letzten Jahr (2015) starben zehn Radfahrende auf Berlins Straßen. Und als sei diese Zahl nicht schon schlimm genug scheint 2016 diese Zahl noch topen zu wollen. Bereits bis jetzt (Mai 2016) starben sieben Radfahrer und Radfahrerinnen im Verkehr. An einigen Stellen, an denen es zu solchen tödlichen Unfällen kam, fahre ich jeden Tag selbst mit dem Rad vorbei. Jedes mal wenn ich ein Geisterrad am Straßenrand sehe wird mir ein wenig anders zu mute. Jeder der auf zwei Rädern in Berlin unterwegs ist kennt sicher die ein oder andere Situation in der es mal knapper wurde als es einen lieb ist.

Aus diesem Grund ist es super wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass für sicheres Radfahren noch viel gemacht werden muss. Damit die Zahl der gestorbenen RadfahrerInnen nicht weiter steigt. Jeder von uns, ob FußgängerIn, AutofahrerIn, LKW-FahrerIn oder RadfahrerIn will doch nur eins, am ende des Tages sicher und unverletzt nach Hause (zu sein/ihrer Familie) kommen.

Und das kann nur realisiert werden, wenn alle Verkehrsteilnehmer sich an die geltenden Regeln halten und aufeinander Rücksicht nehmen. Ja auch auf die, die sich nicht an die Regeln halten wollen. Und bevor sich hier Autofahrende Angegriffen fühlen und sich genötigt fühlen Kommentare aller „Aber diese rücksichtslosen Radfahrer…“ abzugeben. Ich bin mir bewusst wie unmöglich einige Radfahrende unterwegs sind. Das bekomme ich auch mit, wenn ich unterwegs bin und fühle mich dadurch sowohl als Radfahrer oder Fußgänger gestört. Ganz besonders nerven mich die, die meinen mit ihrem Fahrrad auf dem Fußweg fahren zu dürfen. Ja, und damit meine ich auch euch Mamas und Papas, die hinter ihrem Kind her Fahren. Andrea hat dazu ein Interview mit einem Polizisten geführt in dem man noch mal nachlesen kann was mit Kind erlaubt ist und was nicht. Unbedingt lesen.

Ich bin mir sehr sicher, keine der Verkehrsteilnehmenden, die an einem tödlichen Fahrradunfall beteiligt waren hat dies mit Absicht getan – darum hilft nur eins, gegenseitig Rücksicht nehmen.

Und weil ich auch will, dass mein Kind später mal ungefährdet mit dem Rad zur Schule oder zu Freunden fahren kann, unterstütze ich den Volksentscheid-Fahrrad und habe natürlich gestern gleich unterschrieben – Bitte macht das auch.

1.500 TeilnehmerInnen radelten für mehr Sicherheit

Zurück zum Ride of Silence. Laut Veranstalter nahmen rund 1.500 TeilnehmerInnen teil und starteten gemeinsam gegen 19 Uhr am Brandenburger Tor und fuhren dann rund 32km durch Berlin. Dabei ging es an Orten vorbei, an denen Radfahrende ums Leben kamen. Eigentlich, so hatte ich es aufgefasst, sollte die Fahrt im stillem Gedenken stattfinden. Leider fand ich nahmen es viele der Teilnehmenden etwas locker mit der stille. Es machte es eher den Eindruck der Sternfahrt, mit viel Gerede, Musik und sogar Bier beim Fahren – aber jeder Gedenkt auf eine andere Art.

Streckenverlauf Ride of Silence 2016

Streckenverlauf Ride of Silence 2016 – Zu spät auf aufzeichnen gedrückt.

Es war schön in einer so großen Menge unterwegs zu sein. Mal abgesehen davon, dass die Straßen für uns gesperrt wurden und wir auf der gesamten Breite fahren konnten. Das Ende war dann gegen 22 Uhr am Roten Radhaus in Berlin – nicht dass noch irgend jemand, der etwas zu entscheiden hat dann noch da war. Nach einer kurzen Ansprache gab es eine Trauerminute für alle gestorbenen Radfahrer und Radfahrerinnen – das war mal ein Bewegender Moment.

Ich hoffe es wird nicht nötig sein, im nächsten Jahr wieder solch eine Tour zu machen, doch wenn, werde ich sicher wieder mit dabei sein – Für alle die mit dem Rad sicher unterwegs sein wollen.

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Sebastian kommt aus Berlin, arbeitet am Kunden bei einem Enterprise Webhoster, ist verheiratet und seit 2013 Vater eines Sohnes. Auch wenn er noch ganz knapp aus der Generation ohne Internet stammt, spielt sich sein Leben fast komplett digital ab. Seine große Begeisterung ist das Reisen, am besten in große Städte in denen viel los ist.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Natürlich ist im nächsten Jahr eine solche Fahrt wieder nötig! Erstens gedenkt man ja allen verstorbenen Radfahrern und nicht nur denen aus dem letzten Jahr oder aus der eigenen Stadt. Außerdem gab es in diesem Jahr bereits sieben Tote – sieben neue Geisterräder zum Abfahren. Dabei ist noch nicht mal ein halbes Jahr um.
    Im nächsten Jahr bin ich definitiv auch mit dabei!

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