Meine Meinung zur VG Wort und das Bloggen

Für diesen Drucker habe ich einen VG Wort Anteil bezahlt obwohl er noch nie eine Webseite gedruckt hat.

Letzte Woche durfte ich an der Veranstaltung von Blogfamilia teilnehmen, bei der sich die VG Wort speziell für Bloggende vorgestellt hat. Schon bei der Veranstaltung scheine ich ein wenig negativ aufgefallen zu sein, denn so ganz überzeugt bin ich von Verwertungsgesellschaften im Allgemeinen und der VG Wort im Speziellen (im Bereich von Blogs und Online-Medien) nicht. Ich versuche hier mal meine Gründe darzulegen, möchte aber gleichzeitig klar stellen, dass ich hier niemanden angreifen will, der auf seinem/ihren Blog die Verwertungsgesellschaft für Schriften nutzt.

Kurz und nicht ganz ausführlich:
Was ist die VG Wort und was bringt sie mir als Blogger

Ich spare mir die ausführliche Beschreibung was die VG Wort ist und wie man als Blogger damit Geld verdienen kann. Besonders die Frage danach, wie viel Geld man als Blogger mit der VG Wort machen kann, ist nicht ganz einfach zu beantworten, finde ich. Und immerhin füllte die Vorstellung eine ganze Veranstaltung. Dennoch möchte ich knapp beschreiben, was es mit der Verwertungsgesellschaft auf sich hat.

Als AutorIn von Texten übernimmt die Verwertungsgesellschaft Wort das Eintreiben von Geldern aus Zweitverwertungsrechten. Im Bereich von Online-Medien geht es darum, dass für die Vervielfältigung (Kopieren, Ausdrucken, Speichern usw.) von Texten, Geld an den/die AutorIn gezahlt werden müsste. Da es aber nicht machbar ist, jeden Benutzer einzeln zur Kasse zu bitten, der gerade eine Webseite ausgedruckt hat, wird das alles pauschalisiert.

Im letzten Jahr (2014) gab es 178.915 Auszahlungen. Davon waren 172.414 Autoren und 6.501 Verlage, auf die 144,18 Mio Euro verteilt wurden (Quelle). Ordentliche Summen, wie ich finde. Die zu verteilende Summe ergibt sich aus Einnahmen aus verschiedenen Quellen (siehe dazu die angegebene Quelle). Die wichtigsten Einnahmequellen sind die „Geräte-, Speichermedien- und Betreibervergütung nach §§ 54, 54c UrhG“. Dazu gehören u. a. Fotokopierer, Multifunktionsgeräte, Scanner oder Drucker, aber auch PCs (damit sind sicher auch Macs gemeint) aber auch Tablets. Bei jedem Kauf eines solchen Gerätes (ich glaube mal gelesen zu haben, auch beim Kauf von Druckerpapier), zahlt man einen Aufschlag, der direkt an die Verwertungsgesellschaft geht. Laut BITKOM handelt es sich bei Druckern „je nach Leistungsfähigkeit der Drucker“ um „Abgaben in Höhe von 4 Euro bis 14 Euro pro Gerät“.

BloggerInnen können sich kostenlos bei der VG Wort anmelden und auf ihrer Seite einen sogenannten Zählpixel einbauen, der die Aufrufe des Artikels zählt. Am Ende des Kalenderjahres wird dann überprüft, welche der angemeldeten Artikel die Mindesanforderung von (im letzten Jahr) 1.500 einzigartigen Besuchern überschritten haben. Denn nur diese werden für die Vergütung in Betracht gezogen. Dazu wurden Studien angefertigt, bei dem wie vielten Besucher überhaupt eine zahlungspflichtige Aktion (Kopieren von Texten oder Ausdrucken) stattfinden. Neben der Mindestzahl an Zugriffen muss ein Artikel auch mindestens 1.800 Zeichen lang sein um als Urheber relevantes Werk bei der VG Wort zu zählen (!). Und dann beginnt die eigentliche Arbeit der Autoren, denn die Artikel müssen dann noch einmal aufbereitet und „eingereicht“ werden. Geld gibt es dann irgendwann um den September des Folgejahres.

Soweit die wirklich sehr knappe Einführung bei der Ausnahmereglungen und alles andere komplett ignoriert wurde. Mehr dazu gibt es auf der Seite der VG Wort oder bei Wikipedia.

Meine Gründe gegen die Verwendung von VG Wort bei Bloggenden

Das klingt ja jetzt alles ganz toll… Ich schreibe einen Blogartikel und bekomme dann noch Geld dafür, ohne irgendwelche Werbung zu veröffentlichen oder Kooperationen einzugehen (und damit vielleicht meine LeserInnen zu verärgern). So ist das auch. Doch ich persönlich werde es wohl eher nicht nutzen (sage ich jetzt). Dabei beziehe ich mich aber ausschließlich auf die Arbeit im digitalen Umfeld. Bücher, Zeitschriften sind etwas ganz anderes und da sehe ich durchaus eine Rechtfertigung.

Mir gefällt das Konzept einer Verwertungsgesellschaft und die der VG Wort (im Bereich Online-Texte) einfach nicht. Ich als Blogger betreibe meinen Blog, weil ich etwas mitzuteilen habe. Ich mache das aus freien Stücken und biete meine Inhalte kostenlos an. Jeder mit Internet darf (und soll) sie lesen und dafür auch nichts bezahlen. Da finde ich es etwas verlogen, im Nachgang Geld von der Allgemeinheit einzufordern, weil sich dann doch mal mindestens 1.500 Leute auf meinen Artikel verirrt haben. Denn diese rund 144 Mio Euro kommen von der Allgemeinheit, die mit jedem Kauf eines Druckers, von Druckerpapier und Co. dafür bezahlt. Und das obwohl gar nicht klar belegt werden kann, ob irgendeiner meiner BesucherInnen auch wirklich kopiert oder gedruckt hat. Das ist einfach eine Pauschalisierung, die mir ganz und gar nicht gefällt.

Für diesen Drucker habe ich einen VG Wort Anteil bezahlt obwohl er noch nie eine Webseite gedruckt hat.

Für diesen Drucker habe ich einen VG Wort Anteil bezahlt obwohl er noch nie eine Webseite gedruckt hat.

Ich nehme mal mich als Webseitenbesucher. Ich surfe viel im Internet. Aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal eine Webseite ausgedruckt habe. Und wenn ich als Blogger mal einen Text kopiere (wie die Zahlen weiter oben) und das für meine Posts auf meinem Blog oder in meinen Social Media Accounts nutze, zahle ich damit, das ich die Quelle angebe und so Besucher zuführe und die Verbreitung der Inhalte steigere. Da möchte ich nur ungern auch noch etwas dafür (indirekt) bezahlen. Schon gar nicht wenn ich mir 500 Blatt Druckerpapier kaufe, weil ich mit meinem Kind etwas malen will, oder wenn ich in den Copyshop gehe um fünf Kopien meiner Diplomarbeit anzufertigen oder die medizinischen Unterlagen meiner Mutter kopieren muss.

Wenn ich möchte, das Besucher meiner Artikel dafür bezahlen sollen, dann muss ich so etwas wie diese dermaßen schlechten Pay Walls einrichten und dann jeden Besucher einzeln zur Kasse bitten. Oder versuchen das Kopieren oder Drucken (Stichwort DRM) meiner Inhalte zu verbieten. Aber selbst bei Artikeln, die hinter Pay Walls versteck sind, zahlt die VG Wort (sogar noch besser). Sprich, der Benutzer zahlt einmal um den Artikel zu lesen und dann noch einmal (indirekt), weil er ihn ja hätte drucken können. (Wann habt ihr das letzte mal eine Webseite ausgedruckt?)

Und wenn ich richtig echter Journalist wäre und auf großen Online-Zeitungsseiten veröffentlichen würde, werde ich von denen bezahlt. Und dann kann ich auch noch mal über die Verwertungsgesellschaft Wort Geld bekommen. Das ist so als würde der Busfahrer sein Gehalt bekommen und von jedem 1.500ten Fahrgast noch einmal extra Geld verlangen.

Es hat aber auch recht praktische Gründe warum ich da wohl nicht teilnehmen werde. Einerseits bin ich ein recht kleiner Blogger und da stellt sich bei vielen Artikeln schon die Hürde mit den 1.500 Aufrufen in den Weg. Aber auch der Aufwand am Ende des Jahres noch einmal alle Artikel in die Maske der Verwertungsgesellschaft einzufügen, dann evtl. (ich glaube) rund 15 Euro pro Artikel zu bekommen, und das dann in einer Steuererklärung gesondert anzugeben, ist es mir einfach nicht wert. Ich möchte, dass meine Artikel gelesen werden und wenn mich jemand in meiner Arbeit unterstützen möchte, kann er/sie gerne mal auf einen Werbebanner klicken, wenn der Banner interessant aussieht oder mir über meine Amazon Wunschliste etwas zurückgeben oder einfach einen (netten) Kommentar hinterlassen.

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Aber ich bin auch ein Hobbyblogger, der nicht vor hat, das große Geld mit diesem Blog zu machen.

Aber auch technisch stören mich ein paar Dinge.
Dieser Zählpixel, der zum Tracken der Besucher eingebunden werden muss, ist laut dem Vortrag (und dem Datenschutzbeauftragten in München) datenschutzmäßig nicht relevant und muss darum nicht gesondert in den Datenschutzerklärungen ausgewiesen werden. Das finde ich eine sehr dürftige Aussage. Ich selbst nutze das ghostery-BrowserPlugin, weil ich mein Surfverhalten nicht überall getrackt haben will. Der VG Wort- Pixel ist nur ein weiterer Pixel, der mich im Internet verfolgt auch wenn die gesammelten Daten nicht anderweitig ausgewertet werden sollen.
Und es werden nur Besuche gezählt, die über eine deutsche IP-Adresse kommen. Geo-IPs sind aus meiner Sicht nicht unbedingt das Wahre. Allein wenn ich auf Arbeit bin, bin ich nicht mehr als ein deutscher Besucher erkennbar. Das und die oben beschriebene „Wir machen da einen Durchschnitt, wer kopiert“-Methode lässt mich arg an der Genauigkeit und damit Korrektheit der Auszahlung zweifeln.

Was ist eure Meinung dazu? Ich weiß, viele Blogger nutzen die VG Wort bereits (auch recht erfolgreich), meine Frage an diese BloggerInnen ist, ob es nur aus dem Grund ist, das es am Ende des Jahres Geld gibt, das sonst an andere gehen würde, oder ob es noch andere Gründe gibt. Ich lass mich da auch sehr gerne belehren.

Und noch einmal möchte ich klar machen: Ich beziehe meine Meinung nur auf Online-Medien, die nicht wissenschaftlich sind. Bei Wissenschaftlichen Texten, Büchern, Zeitschriften und all den anderen Dingen, die durch die VG Wort vertreten werden, mag das alles anders und gerechtfertigter sein.

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Sebastian kommt aus Berlin, arbeitet am Kunden bei einem Enterprise Webhoster, ist verheiratet und seit 2013 Vater eines Sohnes. Auch wenn er noch ganz knapp aus der Generation ohne Internet stammt, spielt sich sein Leben fast komplett digital ab. Seine große Begeisterung ist das Reisen, am besten in große Städte in denen viel los ist.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Du hast einen ganz wesentlichen Zusammenhang nicht berücksichtigt. Bei der Ausschüttung der VG Wort handelt es sich um Gelder, die den Urhebern von Texten gesetzlich zustehen.

    Jeder, der deine Inhalte liest und sie aufgreift, verwendet damit deine geistige Schöpfung. Diese Verwendung ist es, die über Tantiemen vergütet wird. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob jemand eine Webseite ausruckt, einen neuen Artikel auf Basis deiner Ideen schreibt oder den Text einfach nur einem anderen vorliest. Oder, oder oder. Es gibt nicht Geld dafür, dass du im Internet veröffentlichst, sondern Geld dafür, dass du ein urheberrechtliches Werk erschaffen hast (das dann halt im Internet steht). Es geht also nicht um das vordergründige Ausdrucken, sondern um das Nutzen, Verbreiten und Vervielfältigen deiner Ideen in jedweder Form. Übrigens ist auch auf einem PC eine VG-Wort-Abgabe, weil dein Tetxt darüber überhaupt gelesen werden kann. Verstehst du: Jede Nutzung deines Textes, auch das Lesen, bedeutet eine Vergütung deiner Idee! Das ist ein völlig anderer Ansatz als eine Vergütung für die Nutzungsrechte (ob du die an Arbeitgeber, Auftraggeber oder dir selbst übereignest).

    Warum? Um allen Texturhebern ein von Auftraggebern und damit von Arbeitgebern unabhängige künstlerisches Schaffen zu ermöglichen, also die Kunst und Kultur in Form der Publizistik zu fördern, erhalten die Urheber Tantiemen, die sich ganz grob an der Verbreitung eines Werks orientieren. Die (in der Tat den Aufwand kaum rechtfertigende) Abrechnung ist dabei nur eine Krücke, da Ideen und ihre verbreitung kaum anders vergütet werden können. Ein ähnliches Prinzip gibt es bei Musik mit den verkauften Tonträgern und Auftritten sowie den Verlagsrechten (Leistungsschutzrechte). All das ist nur eine Entlohnung des kreativen Schaffens im engeren und eine Förderung der Kultur im weiteren Sinne.

    • Hallo Michael, vielen dank erst ein mal für deinen ausführlichen Kommentar.
      Ich bin absolut kein Fachmann, aber so wie ich das verstanden habe, Zahlt die VG Wort wirklich nur Tantiemen für das Kopieren/vervielfältigen von online-Werken, nicht für das reine konsumieren.

      Beispielsweise steht in Verteilungsplan Im Abschnitt VI. Online-Publikationen§ 59 Reguläre Ausschüttung an Urheber und Verlage (Fassung ab 1.1.2016) unter 1.

      Berücksichtigt werden Werke, die den Nachweis der hinreichenden Kopierwahrscheinlichkeit durch eine Mindestzahl von relevanten Zugriffen (Mindestzugriffszahl) erbringen.

      (Quelle)

      Und genau das ist das was ich moniere. Es geht nicht darum, dass jemand meine Werke ließt… sondern sie Kopiert und vervielfältigt. Das mag bei Print oder Musik (die angesprochene GEMA) ganz anders sein. Aber die VG Wort zahlt nur für das Kopieren/vervielfältigen. Wenn ich da falsch liege bitte ich um Entschuldigung, würde dann um eine Quelle bitten.

      • Hy, ich kenne das exakt so, wie es Michael beschreibt.

        Ist ja auch einleitende Beschreibung der VG Wort

        (Nach dem Urheberrechtsgesetz muss in aller Regel für Nutzungen von urheberrechtlich geschützten Werken eine angemessene Vergütung gezahlt werden. Die Höhe der Vergütung ist durch Tarife oder Einzel- und Gesamtverträge der VG WORT mit den Vergütungspflichtigen oder ihren Verbänden (z.B. Industrieverbände, Bibliotheken, Bund und Länder) festgelegt. siehe http://www.vgwort.de/einnahmen-tarife.html)

        Das Kriterium der potenziellen Vervielfältigung wird wahrscheinlich deshalb verwendet, um eine gewisse Relevanz zu schaffen. Denn, ganz richtig, warum sollte „die Allgemeinheit“ blechen, weil jemand das Internet vollschreibt (ich hoffe, man liest so ein bisschen die Ironie heraus …). Stattdessen wird eine (fiktive, wissenschaftlich gestützte, whatever) Zugriffszahl definiert, anhand derer sich dann die Ausschüttungen orientieren. Denn: Was richtig gerne gelesen wird, wird oft genug kopiert. Das ist dann wohl generell relevant.

        Entsprechende Plugins für WordPress-Seiten (sogar das offizielle VG-Wort-Plugin) weisen außerdem ausdrücklich darauf hin, dass erweiterte Datenschutzhinweise veröffentlicht werden müssen. Das wundert mich etwas, dass das in der Vorstellungsveranstaltung so nicht gesagt wurde. Denn ja, natürlich ist es datenschutzrechtlich gesehen kritisch, Besucher zu zählen und Angaben dazu weiter zu reichen.

      • Hallo Sabrina,
        vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar besonders für den Hinweis zu den Datenschutzbestimmungen. Es wunderte mich auch, wenn der Hinweis aber zu finden ist, ist das für mich OK.

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