
Als Jahrgang 85 zählt man wohl noch als digital immigrant. Also als jemand, der noch nicht von Anfang an mit MP3s, Smartphones, Computern und all den tollen Sachen aufgewachsen ist. Seitdem ich dann an meinen ersten Computer kam (damals noch ohne dieses Internet), bin ich dabei, die Zeit ohne aufzuholen. Im Rahmen der Blogparade #mydigitalday (in Kooperation mit scoyo) will ich mal einen (durchschnittlichen) Tag aus meinem digitalen Leben aufzeigen.
Ich, als gut integrierter digital immigrant.
Ein normaler Wochentag fängt um 6:00 Uhr an. Um 6:00 vibriert mein Fitbit (ein Aktivitätstracker) und will mich wach machen. 6:05 kommt dann auch mein Handy dazu und versucht mich mit Hilfe von Will Smith mit Miami zu wecken. (Das hatte ich vor unserem Floridaurlaub eingestellt und nie wieder geändert.) Um 6:10 Uhr versucht es dann noch mal das Fitbit… und meistens stehe ich dann schon irgendwann auf.
Nachdem das nötigste erledigt ist, bereite ich das Frühstück für die Familie vor und lese dabei diverse Timelines. Da ich einigen Accounts folge, die in einer anderen Zeitzone leben, gibt es da einiges nachzuholen. Am Frühstückstisch (generell am Tisch) gilt ein Handyverbot das nur in Ausnahmefällen gebrochen werden darf.
Gegen 7:00 Uhr mache ich mich dann auf den Weg zur Arbeit. Meistens mit dem Fahrrad. Natürlich nicht ohne meinen Weg bei Runtastic über die iPhone App tracken zu lassen, wie man das halt so macht als digital immigrant. Unterwegs höre ich entweder Podcast oder Spotify, je nachdem wie meine Laune ist.
Wenn ich dann gegen 8:00 Uhr auf Arbeit ankomme (nein ich fahre nicht langsam, ich habe nur einen weiten Weg), packe ich das MacBook aus und beginne mit der Arbeit. Die natürlich auch rein digital abläuft. Auf Server verbinden, Programmcode anschauen und neu schreiben, Probleme der Kunden digital lösen und E-Mails beantworten. Und dabei stoße ich als digital immigrant immer wieder auf eine andere Spezies. Die Menschen die mit digitalen Medien gar nicht umgehen können.
Selbst die Kommunikation in der Firma geschieht dank Slack rein über das Internet.
In der Mittagspause hole ich mir meistens was zu essen oder habe etwas mitgebracht. Egal wie, ich habe mein Handy dabei und lese meistens meine Timeline oder Feeds. Selbst wenn wir in einer Gruppe zum Essen gehen, ist das Handy selten eingepackt. Es gibt immer etwas, dass man mal schnell im Internet nachschlagen muss.
Zwischendurch wird via Google Hangouts oder Threema mit der Frau kommuniziert.
Wenn ich dann nach der Arbeit einkaufen gehe, ist das Smartphone unerlässlich. Auf unserer gemeinsam gepflegten Einkaufsliste steht genau drauf was ich kaufen muss.
Und wenn ich nach der Arbeit zum Spielplatz komme wo „Luke“ (der ein echter digitaler nativ sein wird) bereits auf mich wartet, habe ich eigentlich vor, das Handy nicht auszupacken. Eigentlich. In Wirklichkeit erwische ich mich schon dabei, dass ich doch wieder bei Twitter bin oder Fotos mache wenn das Kind nicht gerade direkt mit mir spielt.
Was ich bis jetzt noch nicht auf digital umstellen konnte, war die tägliche Geschichte vor dem zu Bett gehen. Ich habe es versucht und eine Geschichte auf dem Kindle angefangen. Aber ohne Bilder ist es leider noch nichts für „Luke“.
Wenn das Kind dann im Bett ist und noch Hausarbeit zu erledigen ist, habe ich meistens mein Tablet dabei und schau mir darauf via Netflix Serien an.
Abends, wenn dann alles erledigt ist, sitzen wir meist vor dem Amazon Fire TV und schauen über die Netflix App eine Serie oder auch mal einen Film, je nachdem wie munter wir noch sind.
Im Bett versuche ich dann meistens noch ein Buch auf meinem Kindle zu lesen, aber entweder ich bin zu müde und schlafe direkt ein oder ich habe noch so viel anderes in meinem Pocket das ich unbedingt lesen will, dass ich nicht zum Buch komme.
Wenn ich das jetzt so alles lese, ist es schon viel. Aber ich finde nicht das irgendetwas davon mein Leben beeinträchtigt. Die Welt wird immer digitalisierter und wir der digital immigrant wird der neuen Generation weichen müssen. Und ich als digital immigrant (oder besser wir alle) sollten uns dagegen nicht verschließen. Immerhin sind unsere Kinder bereits digital natives und wir sollten sie auch nicht daran hindern. Es wird heutzutage einfach gebraucht und wir wollen unseren Kindern doch nicht die Zukunft verbauen?!
Wie sieht euer digitaler Alltag aus? Schreibt auch über euren Alltag mit Smartphone und Computer, so wie es Sarah (mamaskind.de) bereits getan hat.
Vielen Dank fürs Teilnehmen an der Blogparade, Du bringst sehr viele spannende Aspekte ein, die ich in die Auswertung aufnehmen werde.
LG Séverine
Aka Mama on the rocks
Pingback: @scoyo
Wirklich gut geschrieben. Mir war das noch gar nicht bewusst, aber ohne eigenen Computer war ich 11 Jahre im Leben. Nun besitze ich schon 17 Jahre einen. Davor gab es nur Fernsehen für mich, seit Kleinkindalter. Ob das nicht auch irgendwie dazugehört?
Du meinst lange und viel vor dem TV?
Ich habe ja auch sehr, sehr lange vor dem Fernseher gesessen würde es aber dennoch gerne für mein Kind einschränken, denn TV ist so ein interaktionsloses Medium. Dann doch lieber (wenn es dann mal kommt) mit 2nd Screen und da noch etwas machen können.
Pingback: Sarah Depold (@mamaskind_de)
Lieber Sebsatian,
schöner Artikel 🙂
Ich habe einen Vorschlag für eine digitale Gute-Nacht-Geschichte mit Bildern. Vielleicht auch noch ein bisschen früh, aber bestimmt nicht mehr lange. http://www.benjaminbluemchen.de/abenteuer/gute-nacht-geschichte
Liebe Grüße,
Stephanie
Das werde ich mir mal anschauen. Wir haben auch eine „gute Nacht App“ Die auch ganz gut klappt. Man muss nur aufpassen, dass solche Interaktionen mit Apps nicht zu sehr aufkratzten.